Duisburg: Wasserstoff-Hub der Zukunft


Mit Deutschlands größtem Stahlwerk und Europas größtem Binnenhafen kommt der Stadt Duisburg eine besondere Rolle beim Hochfahren der Wasserstoffwirtschaft zu. Das machte die Konferenz „Hy.Summit.Rhein.Ruhr“ in der Mercatorhalle deutlich.

„Stahl ist Möglichmacher der Energie- und Klimawende“, sagte später auch Bernhard Osburg, Vorsitzender des Vorstands der Thyssenkrupp Steel Europe AG.
Foto: Bernd Thissen / Duisburg Business & Innovation

Die Sitzreihen im Saal in der Mercatorhalle in Duisburg sind an diesem Dienstag (19. September) voll. Rund 400 Entscheider aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung sind der Einladung des Wasserstoff-Vereins „Hy.Region.Rhein.Ruhr e.V.“ gefolgt und zum zweiten Tag der Konferenz „Hy.Summit.Rhein.Ruhr“ gekommen.
Nach dem Auftakt mit einer Gala in Hamm, ging es in Duisburg um die Metropole Ruhr als Wasserstoff-Hauptstadt Deutschlands. Am Folgetag endete der dreitägige Kongress mit weiteren Experten-Panels in Bochum. Insgesamt nahmen mehr als 1000 Menschen teil. Ein Ergebnis des Networking-Events: Um sich im neu entstehenden Wasserstoff-Markt zu behaupten, sei es entscheidend, Tempo beim Ausbau der notwendigen Infrastruktur zu machen.

Wasserstoff: Duisburg übernimmt Schlüsselrolle

Dass die Stadt Duisburg bei dieser Entwicklung eine „Schlüsselrolle“ einnimmt, betonte Oberbürgermeister Sören Link (SPD) in seiner Begrüßung. Mit Thyssenkrupp Steel im Duisburger Norden ist die Stadt an Rhein und Ruhr Standort des größten Stahlwerks in Deutschland. „Stahl ist Möglichmacher der Energie- und Klimawende“, sagte später auch Bernhard Osburg, Vorsitzender des Vorstands der Thyssenkrupp Steel Europe AG.

Sein Unternehmen will bis spätestens 2045 eine klimaneutrale Produktion hochfahren. Die Hochöfen sollen dabei Direktreduktionsanlagen weichen, und die fossile Kohle dem nachhaltigen Wasserstoff. Die erste Direktreduktionsanlage will Thyssenkrupp Steel bereits Ende 2026 in Betrieb nehmen. Zuerst soll sie noch im Testbetrieb mit Erdgas betrieben werden. Ende 2027 soll dann zum ersten Mal Wasserstoff zum Einsatz kommen. Danach soll der Wasserstoff-Anteil kontinuierlich steigen.


Rund 400 Entscheider aus Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Wirtschaft trafen sich in Duisburg, um über die Wasserstoff-Zukunft zu diskutieren.
Foto: Bernd Thissen / Duisburg Business & Innovation

Aufbau eines europäischen Wasserstoffmarktes

Der Bedarf an Wasserstoff sei gigantisch. Allein die erste Direktreduktionsanlage werde alle zwei Stunden die Menge Wasserstoff benötigen, die in den Gasometer in Oberhausen passt. Er hat ein Speichervolumen von 347.000 m³. Thyssenkrupp Steel würde deshalb, so Osburg, mit seiner „enormen Nachfrage nach Wasserstoff dem Aufbau eines europäischen Wasserstoffmarktes einen massiven Push“ geben. So soll nicht nur das Unternehmen selbst von dem „größten industriellen Dekarbonisierungsprojekt weltweit“ profitieren, sondern die gesamte Region. „Stahl ist auch heute schon unverzichtbar für die Energiewende: Ohne Stahl dreht sich kein Windrad, lässt sich Strom nicht transportieren und lassen sich Elektroautos weder laden noch fahren“, erklärt Osburg.

Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link (links), auch Bernhard Osburg, Vorsitzender des Vorstands der Thyssenkrupp Steel Europe AG, und Rasmus C. Beck, Geschäftsführer Duisburg Business & Innovation, mit dem Maskottchen der Wasserstoffregion Rhein-Ruhr – Heidy.
Foto: Bernd Thissen / Duisburg Business & Innovation

Aufbau eines Wasserstoff-Kernnetzes

Auch Vizekanzler und Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz Robert Habeck (Grüne) betonte in seiner Keynote zur Wasserstoff-Strategie der Bundesregierung die herausragende Bedeutung der Metropole Ruhr: „Es ist kein Geheimnis, dass diese Region ein Wasserstoff-Hub wird.“ Er mahnte aber auch an, dass es jetzt entscheidend sei, Geschwindigkeit in den Aufbau zu bringen. „Nicht nur labern, sondern handeln“, sagte er in Duisburg sei die Devise. So sollten etwa schnellstmöglich die Weichen für den Aufbau eines Wasserstoff-Kernnetzes im ersten Schritt und eines regionalen Verteilnetzes im zweiten Schritt gestellt werden.

Gerade bei den Genehmigungsverfahren solle daher „nicht zu pingelig“ vorgegangen werden, um den Fahrplan einzuhalten, der vorsieht, dass ein Kernnetz bereits 2032 in Betrieb gehen kann. „Laufen lernt man beim Gehen“, sagte der Wirtschaftsminister.

Duisburg: Energiedrehscheibe für Westdeutschland

Aber nicht nur die Stahlindustrie macht die herausragende Bedeutung Duisburgs aus, sondern ebenso die Logistik, wie auch Robert Habeck klar machte: „Der Duisburger Hafen wird eine ganz wichtige Rolle spielen.“ Neben Pipelines und den großen Seehäfen sei Europas größter Binnenhafen ein wichtiger Baustein.

„Der Hafen war immer die Energiedrehscheibe für Westdeutschland“, so Markus Bangen Vorstandsvorsitzender der Duisburger Hafen AG (duisport). Deswegen hat der Hafen die Wasserstoff-Transformation längst eingeleitet. Mit verschiedenen Leuchtturm-Projekte wie dem Duisburg Gateway Terminal oder einer eigenen Elektrolyseanlage zur Produktion von Wasserstoff.


Markus Bangen Vorstandsvorsitzender der Duisburger Hafen AG (duisport) hat sich mit Europas größtem Binnenhafen längst auf den Transformationsprozess begeben.
Foto: Bernd Thissen / Duisburg Business & Innovation

„Führendes regionales Netzwerk“

 Die Weichen in Duisburg sind gestellt und die Akteure der Stadt arbeiten Hand in Hand, um das Thema Wasserstoff voranzubringen, wie Oberbürgermeister Sören Link herausstellte: „Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verwaltung agieren hier gemeinsam“, so Sören Link, „ich glaube daran, dass die Region Rhein-Ruhr entscheidend für die Wasserstoff-Zukunft sein wird.“
 Zusammenschlüsse wie der „Hy.Region.Rhein.Ruhr e.V.“, den der Oberbürgermeister als „führendes regionales Netzwerk“ bezeichnete, zeigen, wie stark die Metropole Ruhr in diesem Bereich aufgestellt ist. Das wird gerade bei Events wie dem „Hy.Summit.Rhein.Ruhr“ deutlich. „Die Region Rhein-Ruhr will Deutschlands Wasserstoffhauptstadt werden. Für den dafür benötigten regionalen Austausch ist der Marktplatz des Hy.Summit genau richtig. Die Veranstaltung macht deutlich, dass man hier bereit ist, eine Führungsrolle in Deutschlands Übergang zu einer Wasserstoffwirtschaft zu übernehmen“, sagte Rasmus C. Beck, Geschäftsführer Duisburg Business & Innovation.