Duisburg hat für Kulturfreunde viel Attraktives zu bieten: Die Museumslandschaft – zusammen mit dem hochkarätigen musikalischen Angebot – ist in dieser Kombination wohl einzigartig. Laurina Bode, die Orchesterinspektorin der Duisburger Philharmoniker, bringt uns die Kulturstadt Duisburg ein Stück näher.
Für gewöhnlich sind Museen ja eher Orte der Stille. Andächtig stehen Menschen vor Werken, die an weißen Wänden hängen. Doch heute rückt die Kunst ein Stück weit in den Hintergrund. Die Duisburger Philharmoniker haben zu einer Konzert-Performance ins Museum Küppersmühle (MKM) geladen. Einzelne Musiker des Orchesters durchwandern dabei mit ihren Instrumenten die Ausstellungsräume des MKM. Und ihr Publikum schließt sich ihnen an. Das Ergebnis ist ein einzigartiges Zusammenspiel von visuellen und akustischen Sinneseindrücken. Eine ganz neue Ebene des Erlebens.
Unter den Besuchern ist an diesem Abend auch Laurina Bode. Sie arbeitet als Orchesterinspektorin bei den Duisburger Philharmonikern. Die 32-Jährige freut sich darüber, dass den Museumsbesuchern die „Musik antwortet auf Kunst“-Veranstaltung gefällt, sagt aber auch: „So eine Kooperation wie mit dem MKM ist gar nicht so ungewöhnlich für uns und unsere Künstlerinnen und Künstler – und trotzdem ist sie total interessant. Wir schauen hier in Duisburg nun mal gerne über den Tellerrand und suchen nach neuen Möglichkeiten, wo wir unsere Musik erklingen lassen können“. Die Ausstellungsräume im MKM seien ideal, um dort zu musizieren und neue Konzertformate auszuprobieren.
Das Museum Küppersmühle befindet sich in Duisburgs Innenhafen. Früher sprachen die Stadtbewohner wegen des massigen Getreideumschlags auf dem Areal vom „Brotkorb des Ruhrgebiets“, heute ist der Innenhafen ein beliebtes Ausflugsziel. Das Museum ist somit auch Sinnbild für den Strukturwandel der Stadt. Untergebracht ist das MKM in einer vor 50 Jahren stillgelegten Getreidemühle: Besucher erleben beim Gang durch die Ausstellung eine erstaunliche Architektur, hohe Decken, großzügige Räume – und moderne Kunst der Nachkriegszeit auf mehr als 6000 Quadratmetern. Zur ständigen Sammlung gehören Weltklasse-Werke von Künstlern wie Gerhard Richter, Georg Baselitz, Jörg Immendorf, Markus Lüpertz und Sigmar Polke.
„Duisburg hat in der Tat ein sehr breites Kulturangebot“, sagt Laurina Bode. „Damit meine ich nicht nur unser Theater und die Oper, sondern ausdrücklich auch die tolle Museumslandschaft.“ Das renommierte MKM macht dabei deutlich, was stadtweit gilt: Duisburg punktet mit erstklassigen Ausstellungshäusern. Während das Museum Küppersmühle den Fokus auf die moderne Kunst legt, genießt beispielsweise das Lehmbruck-Museum mit seiner Sammlung von Plastiken Wilhelm Lehmbrucks sowie anderer nationaler und internationaler Künstler des 20. Jahrhunderts einen hervorragenden Ruf im Bereich der Bildhauerei. Wer die Stadt des großen Kartografen Gerhard Mercators erkunden will, kommt auch an einem Besuch des Kultur- und Stadthistorischen Museums nicht vorbei – hier reicht der Blick vom frühen Mittelalter bis zu der legendären Jacke des Duisburger TV-Kommissars Horst Schimanski.
Auch Orte wie das Museum der Deutschen Binnenschifffahrt und das Museum DKM mit dem Schwerpunkt alter und neuer Kunst aus Asien sind beliebte Ziele für kulturinteressierte Besucher der Stadt. „Die Kulturszene in Duisburg ist auch deswegen so besonders, weil die Veranstalterinnen und Veranstalter offen sind für die Impulse, die sie bekommen, und weil sie offen auf ihr Publikum zugehen“, sagt Laurina Bode. „Wir haben große Freude daran, Kooperationen mit den verschiedensten Künstlerinnen und Künstlern hier in der Stadt und auch von außerhalb einzugehen.“
Kommen Freunde zu Besuch, zeigt ihnen Laurina Bode, was die Ruhrgebietsstadt so besonders macht – die Vielfalt, in jeder Hinsicht: „Ich würde Duisburg beschreiben als eine Stadt mit vielen Gesichtern, facettenreich, voller Abwechslung und voller Möglichkeiten“.
Laurina Bode nimmt ihre Gäste gerne mit in eines der ältesten kommunalen Kinos in Deutschland, das 1970 eröffnete „filmforum“, heute zu finden am Dellplatz. Sie geht mit ihnen zu Veranstaltungen wie „Jazz auf’m Platz“, wo bereits internationale Superstars wie Marla Glen aufgetreten sind. Sie steuert mit ihnen das Umsonst-und-draußen-Festival „Platzhirsch“ an. Oder sie zeigt ihnen das „Stadtwerke Sommerkino“ vor der einzigartigen Industriekulisse des Landschaftspark Duisburg-Nord, wo früher die Arbeiter mit Erz und Koks hantierten.
Beeindruckende Kunst gibt es in Duisburg aber auch ganz ohne aufwändige Voraus-Planung oder dem Kauf von Eintrittskarten zu sehen: Der Maler Gerhard Richter, immerhin einer der berühmtesten (und teuersten) lebenden Künstler der Welt, hat die U-Bahnstation „König-Heinrich-Platz“ mit einem riesigen Wandgemälde verziert. Und im Süden der Stadt erhebt sich der „Magic Mountain“, die begehbare Achterbahn-Skulptur „Tiger & Turtle“.
Ortswechsel. Zurück zur Musik. Die Konzert-Performance der Philharmoniker im Museum Küppersmühle war ein voller Erfolg. Tags drauf sitzt Laurina Bode schon früh an ihrem Schreibtisch im Theater am Opernplatz. Ihr Tag beginnt mit Telefonaten und E-Mails, für den Vormittag steht der Eintrag „Proben Philharmonie Mercatorhalle“ in ihrem Terminkalender. Einen typischen Arbeitstag gibt es für sie aber nicht. Jeder Tag ist anders. Als Orchesterinspektorin ist sie schlicht und ergreifend dafür verantwortlich, dass im Konzertbetrieb alles reibungslos läuft.
„Genau deshalb bin ich ja nach Duisburg gekommen – weil ich Konzerte machen wollte“, sagt die studierte Kulturmanagerin. „Das Besondere an meinem Beruf ist, dass ich mich jeden Tag mit Musik auseinandersetzen darf. Ich bewege mich hier in einem künstlerisch und musikalisch vibrierenden Umfeld, und ich kann eine ganze Spielzeit von Anfang bis Ende begleiten und mit gestalten“.
Jetzt steht Laurina Bode im Foyer der Philharmonie Mercatorhalle. Helles Parkett, große Glasfronten, viel Licht. Der Blick durchs Fenster geht auf den König-Heinrich-Platz in der Duisburger Innenstadt. „Da unten, vor dem Theater“, sagt sie, „hat gerade erst das Haniel-Klassik-Open-Air stattgefunden. Das ist für unser Orchester immer ein wunderbarer Saisonauftakt – 8000 Menschen sind gekommen“.
Und der Konzertsaal selbst? Gerühmt, gelobt, gefeiert! Laurina Bode spricht begeistert von einem „Konzertsaal mit einer unglaublichen Akustik“. Doch Weltstars wie der im Jahr 2018 verstorbene Bratschist Michael Tree sagten bereits über die gute Stube der Duisburger Philharmoniker: „Diesen Konzertsaal würde ich liebend gerne mit nach New York nehmen, wenn das ginge“. Der britische Star-Geiger Daniel Hope lobte die Akustik des Saals als „präzise und doch zart“, und der französische Oboist und Dirigent François Leleux befand: „Als Musiker kann man jede Dynamik und jeden gewünschten Ausdruck umsetzen.“ Immer wieder, so Laurina Bode, sei zu erleben, dass Gastmusiker und Gastdirigenten von der Klangqualität der Mercatorhalle „überrascht und überwältigt“ seien.
Der Motor für den kulturellen Vortrieb in der Stadt, so Laurina Bode, seien die Menschen. Menschen, die mit kreativen Ideen, mit Herz und Hingabe daran arbeiten, Duisburgs Kulturszene voranzubringen: „Es ist zu spüren, dass diese Menschen für ihre Aufgabe brennen und alles dafür tun, dass wir hier in Duisburg Kultur erleben können.“
Die Kooperation mit dem Museum Küppersmühle ist gewiss einer der Höhepunkte in der fast 150-jährigen Geschichte der Duisburger Philharmoniker. Und es gibt noch viele weitere Ideen und Pläne für die Zukunft. „Die hiesige Kulturszene ist ständig miteinander im Austausch“, sagt Laurina Bode. „Wir haben so interessante Projektmöglichkeiten an tollen Standorten – in Duisburg sind noch viele spannende Dinge möglich.“