Veröffentlicht im Dezember 2025

„Da kommen die aus Hollywood und drehen hier ihre Megafilme"


Markus John spielt in der erfolgreichen ARD-Serie „WaPo Duisburg“ die Hauptrolle. Im Interview spricht der Duisburger Schauspieler über außergewöhnliche Drehorte in der Stadt, Kino-Erlebnisse in seiner Jugend – und ein Heimspiel im Theater.


Quelle: ARD / Martin Valentin Menke

Markus John, Sie spielen als gebürtiger Duisburger den Duisburger Polizisten Gerhard Jäger. Wie kam es dazu?

Natürlich ist es etwas Besonderes, die Hauptrolle in einer Serie in meiner Heimatstadt zu spielen. Die Wache der „WaPo Duisburg“ liegt am Innenhafen. Ich bin direkt um die Ecke in Kaßlerfeld aufgewachsen. Dass ich die Rolle bekommen habe, hatte ursprünglich nichts mit meiner Herkunft zu tun. Ich wurde zum Casting eingeladen und schließlich für die Rolle genommen. Die Figur gefiel mir von Anfang an.

Wo in Duisburg haben Sie schon gedreht?

Da ich in der Serie bei der Wasserschutzpolizei arbeite, sitze ich mit meinem Team häufig im Boot. Das fährt über den Außenhafen hinaus auf den Rhein und unter den großen Brücken hindurch. Im Sporthafen in Ruhrort haben wir ebenfalls schon ein paar Drehs gehabt. Dann erinnere ich mich noch an eine Szene, die am Marientor spielt. Für den Dreh brauchten wir einen Imbisswagen. Da ist aber keine. Also mussten wir da eine Wurstbude hinfahren.

Quelle: ARD / Martin Valentin Menke

Sie spielen den Gerhard Jäger nun schon seit drei Jahren. Wie viel Markus John steckt eigentlich in der Rolle?

Gerhard Jäger steht mit der digitalen Welt auf Kriegsfuß. Da müssen ihm seine Kollegen häufig helfen. Ganz so schlimm ist es bei mir nicht: Aber ich bin jetzt auch wahrlich kein Computer-Experte. Die sozialen Medien meide ich komplett. Dass es diese Parallele zwischen Gerhard Jäger und mir gibt, ist selbstverständlich Zufall. Der Computer-Muffel stand schon im Drehbuch, bevor ich die Rolle übernommen habe.

Sie sind seit mehr als vier Jahrzehnten Schauspieler. Haben Sie den Grundstein für Ihren Beruf schon in Duisburg gelegt?

Das hat sich erst im Laufe des Studiums entwickelt. Aber ich hatte immer schon eine Affinität zur Schauspielerei. Als ich ein Kind war, haben mich meine Eltern mit in unser schönes Stadttheater genommen. Meine Omma war ebenfalls sehr kulturaffin. Neben ihr saß ich mal bei einer Aufführung von „Die Meistersinger von Nürnberg“. Ich war zwar erst elf Jahre alt und die Oper hat fünfeinhalb Stunden gedauert, trotzdem hat es mir großen Spaß gemacht. Ich habe tolle Stücke in Duisburg gesehen wie „Der Sturm“ von William Shakespeare oder „Bernarda Albas Haus“ von Federico García Lorca.

Quelle: ARD / Martin Valentin Menke

Wie sah es mit Kino-Besuchen aus?

Klar. Wir hatten in der Innenstadt damals einige Kinos. Eine schöne Anekdote kann ich erzählen: In den 1970er-Jahren waren die ganzen Kung-Fu-Geschichten angesagt. Mein älterer Bruder wollte einen Film im „Gloria“ auf der Königsstraße sehen und hat mich mitgeschleppt. Der Film war aber erst ab 16 Jahren freigegeben. Bei meinem Bruder hätte das gepasst. Die Kassiererin hat aber mich angeschaut und dann gesagt: „Ihr kommt hier nicht rein.“ Mein Bruder war stinkesauer. Wir sind dann zum Europa-Kino gegangen. Dort lief „Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle“ mit Bud Spencer und Terence Hill. Da kamen wir schließlich rein. Mein Bruder war am Ende versöhnt, weil ihm der Film so gut gefallen hat.

Quelle: ARD / Martin Valentin Menke

Die Kino-Dichte ist in Duisburg – und andernorts – nicht mehr ganz so groß. Dafür kommen die großen Produktionsfirmen in die Stadt, um hier zu drehen. Wie nehmen Sie das wahr?

Als wir zuletzt für die WaPo Duisburg gedreht haben, hat uns ein Fahrer erzählt, dass er demnächst verhindert sein wird. Warum? Weil er dann bei den Dreharbeiten zu „Die Tribute von Panem“ im Landschaftspark Duisburg-Nord im Einsatz war. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Da kommen die aus Hollywood und suchen auf der ganzen Welt nach spektakulären Szenerien, um ihre Megafilme zu drehen. Und wo finden sie die Umgebung? In Duisburg. Auch „Babylon Berlin“ wurde im Landschaftspark gedreht. Das ist doch genial.

Mit solchen Blockbustern kann sich die „WaPo Duisburg“ nicht messen – und trotzdem ist die Serie ein Erfolg. Fernab von den Einschaltquoten: Welche Rückmeldungen bekommen Sie?

Das schönste Kompliment hat mir die Lehrerin meiner jüngsten Tochter gemacht. Das ist eine sehr kulturinteressierte Frau, die regelmäßig ins Theater geht. Sie war dann aber auch neugierig auf die Serie und hat sich die ersten Folgen angeschaut. Ihre Rückmeldung war: Das Menschenbild, das wir vermitteln, hat ihr gefallen. Damit haben wir unser Ziel doch erreicht.

Quelle: ARD / Martin Valentin Menke

Was sagen Ihre Verwandten in Duisburg?

Drei meiner Geschwister leben noch in der Stadt. Mein jüngster Bruder hat mir irgendwann mal erzählt, dass die Serie in seiner Nachbarschaft ein großes Thema ist. Da heißt es etwa: Der Nachbar findet die Geschichten spannend und möchte keine Folge mehr verpassen. Das freut mich dann auch.

Abschließend: Wollen Sie noch mal in Duisburg auf der Theaterbühne stehen?

Diesen Traum habe ich mir spät erfüllt. Vor fünf Jahren gastierten wir mit dem Theaterstück „Macht und Widerstand“ bei den „Duisburger Akzenten“, das ist übrigens ein tolles Kulturfestival. Da stand ich endlich auf der Bühne meiner Heimatstadt. Das war ein wunderschönes Erlebnis.

Quelle: ARD / Martin Valentin Menke

„WaPo Duisburg“ ab 2025 im Doppelpack

Die achtteilige dritte Staffel wurde im Sommer 2023 gedreht. Das hier dargestellte Interview entstand im Sommer 2024 während der Dreharbeiten für die acht Folgen der vierten Staffel.

Zu sehen waren die 16 neuen Folgen der „WaPo Duisburg“ dann ab Februar 2025, dienstags um 18.50 Uhr in der ARD. Die Serie erzielte zuletzt eine Durchschnittsquote von starken 11,3 Prozent Marktanteil. Hinter der Serie steht Warner Bros. ITVP Deutschland GmbH, die Senderredaktion liegt beim WDR.

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